Weg mit dem Stress Vol2: Kennst du deine Regeln?

Ich muss heute mal ein altes Foto bemühen, das Bild passt einfach so schön. Ich hatte nämlich neulich kurz den Papp auf, wie man so schön sagt. Ich hab mich geärgert und gegrübelt, schlechte Laune bekommen und meine Stirne hatte diese unschöne, scharfe Falte zwischen den Augenbrauen. Letzteres macht ja nicht schöner und schon alleine deshalb musste ich dringend was ändern. Es gibt Momente, in denen kann ich ommen, wie ich will und die Räucherstäbchen nur so nacheinander abglühen lassen, mein ruhiges, positives Ich verlässt meinen Körper. Ich werde dann zwar schön scharfsinnig (bin ich entspannt auch ab und an), leider jedoch auch ordentlich scharfzüngig mit einer Prise Selbstgerechtigkeit ....nicht angenehm also.

Gelassenheit kommt mit der Akzeptanz

Wann passiert das? Früher passierte das so oft! Ich hatte einen ganzen Haufen alter Wut und Emotionen in mir. Ich wusste noch nicht, dass der Frieden, den ich in solchen Momenten suche, in mir liegt. Ich kannte Meditation nicht. Ich war nicht so gelassen wie heute. Ich konnte mich noch nicht so sehr aus vollem Herzen selber lieben. Ich war einfach jünger. Punkt. Die Gelassenheit kam schleichend. Und heute freue ich mich, denn ich weiß, welcher Mensch ich im Kern bin. Ich kenne die Regeln, nach denen ich leben will und ich kenne mich selbst ganz gut. Und, noch viel wichtiger für Gelassenheit: Ich mag mich und zwar mit allen Ecken und Kanten, mit den schönen und den eigenartigen Seiten. Das macht mich gelassen.

Die eigenen Regeln kennen

Es gibt Grundsätze, Prinzipien, nach denen leben wir. Unbewusst oder bewusst, meistens teils - teils. Aim true, sagt die tolle amerikanische Yogalehrerin Kathryn Budig. Ich übersetze mal virtuos: Folge deiner Absicht, deiner wahren Absicht. Tja  - die wahre Absicht. Ich sag mal so, ich bemühe mich zum Beispiel, die Veränderung in der Welt zu sein, die ich selber gerne sehen möchtest (übrigens frei nach Gandhi). Um es konkreter zu machen: Ich wünsche mir eine Welt, in der wir respektvoll miteinander umgehen und an das Gute im anderen glauben. In der wir uns versuchen zu verstehen und zugunsten eines höheren Zieles auch egoistische Ziele außen vor lassen können. Eine Welt, in der jeder sein Bestes gibt und wir uns alle bereichern. In der wir ehrlich sind und aufrichtig, lebensfroh und glücklich sind. Dankbar für das, was wir haben und voller Freude für das, was der andere hat. Hört sich nach rosa Ponyhofwelt an? Mag sein. Ich stelle aber fest, dass alle, mit denen ich spreche sich im Kern was ähnliches wünschen. Müsste doch dann eigentlich im Groben klappen, oder?

Die Realität ist manchmal anders.

Ja. Stimmt. Die Realität ist anders. Es gibt Verbrechen und Betrug, Lüge und Verrat. Es gibt Elend und Hunger. Schrecklich finde ich das. Während ich überlege, wie viel Bio-Rohkost ich wohl in meine tägliche Ernährung einbauen soll und ob es Superfood a oder b sein sollte, hungern woanders auf dieser Welt Kinder. Das ist doch zum heulen. Fakt ist: Unsere Welt hat düstere Seiten. Und manchmal begegnen uns diese nicht nur in den Nachrichten. Manchmal erleben wir was (und ihr merkt, so langsam komme ich wieder zum Thema), etwas, dass uns erschüttert. Vielleicht nur im Kleinen, muss keine Katastrophe sein. Aber wir denken: "So geht das doch nicht!" Ich merke, wie Enttäuschung in mir hochwandert: "Kann doch nicht sein!" denke ich erzürnt. Während mir also in solchen Momenten alles aus dem Gesicht fällt (leider kein Pokerface), fange ich an mich aufzuregen. Ich reagiere auf das Negative, das mir begegnet. Wütend, pampig, schmallippig und mit der bösen Falte bin ich unterwegs -rächen, was es zu rächen gibt sozusagen.

Lass dich nicht anstecken!

Verständlich, leider jedoch absolut maximal blöd. Ich reagiere auf Negatives mit Negativem. Was dann passiert habe ich oben ja schon beschrieben. Ärgerlicher Weise verderbe ich mir den Moment, den Tag den Abend. Denn: Ich ärgere mich. Ich kann es nicht fassen. Eine Welle schlechter Gefühle schwappt über mich. Ich ändere natürlich dadurch nichts an der Situation und fühle mich einfach nur traurig, wütend, enttäuscht, entzaubert. "Du bist so naiv" hat neulich jemand zu mir gesagt, als ich weiter an das Gute im Menschen glauben wollte. Ja? Bin ich das? Puh. Dann ist ja gut. Ich werde mir das nämlich weiter erhalten.

Spiel nach deinen Regeln. Glaub an deine Wahrheit. 

Ich glaube nicht mehr daran, dass wir kritisch vom Schlimmsten ausgehen müssen. Was wenn es nicht stimmt? Nicht so kommt? Dann verpassen wir vielleicht die Chance das Gute zu erkennen! Ich glaube nicht mehr, dass wir den Kern des Übels nur lange genug fokussieren müssen, damit sich was tut. Was für ein Quatsch. Was wir tun müssen, ist ehrlich erkennen, wenn Mist passiert. Sch...kann man einfach nicht für Gold verkaufen. Aber soll ich deshalb nicht mehr glauben, dass wir Menschen im Kern/ in der Masse/ in unserer Absicht eigentlich gut sind? Nur weil ein neues Beispiel das Gegenteil zeigt? Wie furchtbar. Ich will weiter nach meinen Regeln leben. Die Alternative wäre nämlich das, was mir manchmal im Guten geraten wird: "Da musst du mitspielen" oder "Da darfst du dich nicht für dumm verkaufen lassen." - toll. Ich soll mitspielen bei Intrigen oder Berechnungen? Nö. Mache ich nicht. Ich will mich nämlich abends immer noch so stark selber mögen wie morgens. Andere ziehen dann an mir vorbei? Habe ich noch nicht feststellen können. Im Gegenteil. Seit ich klar vertrete, was mich ausmacht und wer ich bin - läuft es gut bei mir.

Kennst du deine Regeln?

Die eigenen Lebensregeln kennen ist so wichtig. Wenn sie uns bewusst werden, haben wir eine Chance auch dann, wenn es unangenehm wird eine bewusste Wahl zu treffen. Also, weißt du:

Wer das weiß und verinnerlicht hat, kann nach der ersten Aufregung überlegen, was zu tun ist. Wenn wir wissen, wo wir stehen und wofür wir stehen, fällt es leichter Lösungen zu finden, Rückrat zu bewahren, Größe zu zeigen, offen zu bleiben, den guten Kern zu suchen. Dann verraucht alles Negative und ich bin wieder die Alte.

Shine bright

Diesmal hat es gut geklappt.  Ok, nicht gleich. Aber dann! Ich habe die SARW Methode aus dem letzten Post angewandt und geatmet, als der Ärger über eine vertrackte Situation hochgekocht ist. Ich habe analysiert: Wofür stehe ich in diesem Punkt? Wo ist meine Verhandlungsbasis? Was könnte eine gute Absicht sein, auch wenn sie weit von meinen Werten entfernt scheint? Ich habe mich auf mich besonnen. Ach ja, und 90 Minuten Yoga gemacht. Und dann ging es wieder. Ärger loslassen ist so wichtig. Wir können andere nicht ändern, wohl aber unsere Reaktion auf sie (das hat auch jemand anders gesagt, leider hab ich vergessen wer). Wer das macht unterbricht den Kreislauf aus Ärger und Negativem. Sachlich lässt sich dann immer noch über Werte diskutieren, die eigenen Grenzen selbstbewusst vertreten oder einen Schlussstrich ziehen. Ruhig und mit Bewusstheit geschieht das dann und ist ungleich leichter. Kein Kampf mehr.

Gutes vermehren

Ich glaube außerdem daran, dass alles für etwas gut ist. Dass wir lernen sollen aus dem, was uns passiert. Gabby Bernsteins Buch "May cause miracles"  beschreibt ganz gut, wie wir das, was in uns vorgeht umwandeln können in einen positiven Blickwinkel. Wie wir lernen bei uns zu bleiben, bei dem was uns wichtig ist. Wer die Aufgabe annimmt, die Welt verbessern zu wollen, der muss nicht unbedingt nach Afrika um Brunnen zu bauen (obwohl das bestimmt toll ist). Lasst uns da starten wo wir sind. Uns gegenseitig respektieren, mit Freude bei der Sache sein, den anderen für das, was er Gutes will schätzen. Und wenn wir uns aufregen, ärgern, jemand etwas ganz anders macht, als wir erwartet oder uns gewünscht haben? Dann atmen und den guten Kern suchen. Wissen, wofür wir stehen, das mit Ruhe vertreten und vielleicht so anderen helfen auch ein wenig mehr Gutes in die Welt zu bringen. Macht das für irgendjemanden Sinn? Für mich auf jeden Fall. 

Das war also mal das Wort zum Mai.  Ich habe übrigens das Gefühl, die Falte ist schon viel flacher geworden. Echt jetzt.





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