Eine Yogalehrerausbildung machen ist toll, irgendwie

Neulich habe ich meine 200 h Ausbildung zur Yogalehrerin abgeschlossen und dachte es wird Zeit mal darüber zu berichten. Ich habe ein bißchen Zeit vergehen lassen - es musste alles erstmal sacken - denn so eine Ausbildung ist toll - irgendwie....

Ich starte mal im letzten Jahr. Da keimte in mir der Wunsch auf mein Wissen über Yoga, meine Praxis weiter zu entwickeln. Außerdem fand ich die Idee Psychologie und Coaching mit dieser wundervollen alten Philosophie und Praxis zu verknüpfen einfach toll.  Eigentlich habe ich für einen ersten Schritt nur einen regelmäßigen Yogakurs gesucht - und die Ausbildung gefunden. Probestunde besucht, gutes Gespräch mit einer der Lehrerinnen gehabt und irgendwie ein Gefühl von "hier passt das". Also schnell angemeldet, das Geld zusammengekratzt und aufgeregt gewartet bis die Ausbildung, verteilt über mehrere Wochenenden und gekrönt von einer Abschlusswoche irgendwo in der Sonne, begann.

Der Anfang

Am Anfang war ich aufgeregt. Wieder Schülerin sein!  Anders als im Studium oder in der Coachingausbildung habe ich bei Yoga eine starke Demut vor dem Thema gefühlt (hält sich übrigens bis heute). In meinem Kopf schwirrte es zwischen "Werde ich das schaffen?", "Bin ich gut genug?" , "Hält meine Familie meine Abwesenheiten gut aus?" und so weiter und so fort. Also mit schön was los im Kopf - von malerischer Stille und Ruhe in mir selbst meilenweit entfernt- habe ich eine tolle Gruppe kennengelernt. Tolle Frauen (nicht ein Kerl war dabei!) und zwei engagierte Lehrerinnen war mein erster Wochenendeindruck. Nach ein paar Tagen Asanas, kurzen Meditationen, viel Theorie über Philosophie, die richtige Ausrichtung und gemeinsamen Mantra-singen war ich schlicht geflasht! Ich bin aus dem Wochenende geschwebt und hatte keine Lust auf die echte Welt da draußen. Es war ein fulminanter Start.

Der Mittelteil I

Teil der Ausbildung waren wöchentlich zwei Besuche zur Praxis im Studio, die Wochenenden, einige Bücher auf einer Leseliste, ein Referat, zwei Bücherreporte über 1000 Wörter und drei selbstgegebene Stunden sowie mindestens drei hospitierte Stunden (und natürlich die Abschlussprüfungen aber dazu später mehr). Die Wochenenden blieben toll, ok, die Organisation war mal professionell und mal etwas holperig - aber ich habe viel gelernt. Die Gruppe blieb entzückend. Ich habe sehr viel gelernt. Nur der Alltag drumherum war schwierig zu organisieren. Nach einem langen Tag noch in die Nachbarstadt fahren zur Yogastunde- puh, irgendwann anstrengend. Abends noch einen schwierigen Anatomie-wälzer lesen? Noch anstrengender. "Je mehr man weiß, umso mehr weiß man was man alles nicht weiß" (oder so ähnlich) - das stimmt auf jeden Fall. Je mehr Wochen vergingen, umso klarer wurde mir was ich alles nicht wusste. Au weia!

Der Mittelteil II

Irgendwann, im letzten Drittel der Ausbildung wurde die Planung etwas chaotischer. Unsere entzückenden und komptetenten Lehrerinnen hatten zwar tolle Gastlehrer engagiert (ich habe noch mehr gelernt!) und selber viele schöne und wichtige Lektionen mit uns besprochen und erlebt - jedoch ließ die Planung unserer Unterrichtsstunden und auch die Planung unserer Abschlußwoche ein paar Fragen offen. Die Gruppe war kompetent und hat sich selber gut geholfen. Richtig und gut. Es kann nicht immer perfekt laufen - aber wir haben es gemeinsam gut hingekriegt. Auch die Bücherreporte wurden langsam abgegeben. Am Philosophiereport habe ich lange gesessen (Osho "Das Yogabuch - Die Geburt des Individuums") am Anatomiereport noch viel länger (Ray Long "Yoga Anatomie 3 D") - den anderen erging es ähnlich. Feedback gab es dazu nur in Einzelfällen, die Gruppe wurde ein wenig murrig. Ich habe mich auf die Abschlusswoche gefreut und meine ersten "New Guru" Stunden gegeben. Kleine Gruppe, ich war aufgeregt, eine eigene Yogastunden geben ist noch mal eine ganz andere Liga. Gut, dass wir die Übungsmöglichkeiten hatten!


Der Abschluss

Kreta, Sonne, Yoga, Ashram-ähnliches Leben mit veganem Essen standen auf dem Plan. Meine tolle Familie, schon leicht genervt vom Yogafieber aber frohen Mutes, würde die Woche parallel auch in der Sonne Spaniens verbringen - also bin ich mit gutem Gefühl und vielen Sportsachen im Gepäck losgeflogen. Eine Mischung aus Klassenfahrt, Urlaubsreise, Prüfungsstress lag in der Luft. Gelandet gab es leider erstmal statt Asanas und Meditation Hotelumzüge, da die Organisation nicht ganz so optimal war. Zum Glück fanden wir nach einigem Hin und Her ein tolles kleines Appartementhaus mit genügend Freifläche für Yoga im Freien und vielem mehr. Die Gruppe war trotzdem ein wenig verunsichert - ich auch. Unsere Lehrerinnen, bisher auf einer anderen Stufe der Weisheit verortet, entpuppten sich als nur mäßig routinierte Reiseleitungen. Auch die vegane Vollverpflegung brauchte mehr Mithilfe und vor allem Spülhilfe, als ich vermutet hatte. Irgendwie lagen meine Vorstellungen und das, was es gab, ein wenig auseinander. Ich begann am drumherum zu hadern. Und dann wieder positiv zu denken. Mit dem Herzen zu sehen. Wieder zu hadern. Was man halt so alles versucht als Ungeübte auf dem Pfad der Erleuchtung. Wie auch immer - Ich kann sagen: Wir haben viel gelernt. Und zwar richtig viel. Wie in der Schule, mit gegenseitigem Abfragen und so weiter für die Abschlussprüfung (übrigens eine dreieinhalbstündige (!!) Klausur, zu schreiben auf der Yogamatte - Aua). Mein Highlights der Woche waren die tägliche frühmorgendliche Meditation und Asana-Praxis. Wie toll das war mit drei so wundervollen Stunden unter freiem Himmel in den Tag zu starten! Auch die Praxisprüfungen - lauter liebevoll vorbereitete und aufgeregt abgehaltene Yogastunden - waren super. Zu sehen wie aus jeder von uns plötzlich Yogalehrerin war und jede auf ihre eigene Art - das hat mich umgehauen. Und ich habe mich gefreut, dass ich mich wohlgefühlt habe in der Rolle der Lehrerin vorne auf der Matte. Dass ich zwar aufgeregt aber nicht unsicher war. Dass ich Spaß hatte. Das war toll.

Das Ende

Nach allen Prüfungen war ich euphorisch und froh bald nach Hause zu dürfen. Aus dem gemeinsamen Hadern hatte sich eine Gruppendynamik entwickelt und auch meine Lehrerinnen waren auf ihre Art in einer eigenen Gruppendynamik gefangen. Die einen, die mehr oder anderes erwartet hatten - und die anderen, die sich nicht respektiert fühlten. Es war so schade. Keine Abschlusszeremonie, das war furchtbar. Ich habe gehört, dass eine geplant war - aber all die Querelen haben dazu geführt dass unsere Lehrerinnen sie nicht mehr duchführen wollten. Ich fühlte mich bestraft. Am Ende habe ich lange zu kauen gehabt.

Und nun?

Nun bin ich Yogalehrerin. Nur für mich. Ob ich mal Kurse gebe? Ich weiß es nicht. Momentan gebe ich hier und da eine Einzelstunde für eine gute Freundin. Es macht Spaß. Von meinem Ausbildungsstudio habe ich mich erstmal verabschiedet. Ich glaube, es war an der Zeit. Aber ich bin dankbar. So viel habe ich gelernt. Über mich, über andere und vor allem über Yoga. Ich habe noch lange nachgedacht wer denn nun was falsch gemacht hat in dieser letzten Woche. Nach den Gesetzen des Karmas sollte es wohl so sein. Wir haben alle dazu beigetragen. Vielleicht ist es auch schwer, manche Gedanken wie "habe keine Erwartungen- sei offen für das was kommt / Nimm es an wie es kommt" zu leben wenn man viel Geld bezahlt hat. Wenn eine Geschäftsverbindung dahinter steht. Ich denke, es musste so sein und wird für irgendwas gut sein. Ich freue mich auf jeden Fall über das Geschenk, diese fabelhaften Frauen kennen gelernt zu haben. Wir treffen uns regelmäßig. Manche unterrichten schon mit viel Freude, andere freuen sich einfach über das neue Wissen. Ich mich auch. Die Ausbildung war, trotz des Endes, super. Ich fühle mich gut vorbereitet und neugierig noch mehr zu lernen. Schön ist das. Ach ja, und anstrengend. Das will ich nicht verheimlichen. Meine Familie war froh, als die Ausbildung vorbei war. Ich auch ;-)

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