Freitag Abend! Ich weiß nicht, aber war die Woche nur bei mir furchteinflößend unentspannt?
Manchmal frage ich mich echt, wofür ich all die schicken Ratgeber (und es sind viele, auch viele schicke) gelesen habe - wenn dann manchmal gar nichts (Null! Niente!) - davon zu funktionieren scheint. Dabei hatte ich mich (oder war das vielleicht der Fehler und ist dies der Moment in dem ich hoffnungslos abergläubisch werde?) doch gerade so für meine tolle und klare innere Haltung an der ein oder anderen Ecke gerühmt..... Die Zeiten, in denen der Stress mich überrollt schienen meilenweit entfernt. Gut beschäftigt - na klar, aber gestresst? Tse, ich doch nicht mehr!
Ja so kann es gehen. Hochmut kommt vor dem Fall heißt es ja so schön, aber ich will mal nicht über-dramatisieren. Ich weiß ja (diese Ratgeber!), dass das Jammern nichts bringt und wir lieber schön dankbar sein sollen. Kann ich auch. Echt! Ich bin wirklich dankbar und alles - aber es gibt Wochen, die enden mit einem Freitag wie heute und da gehört es sich auch mal ordentlich ausgekotzt. Also mit Worten meine ich - sonst wäre es ja wirklich zu ekelig.
Was war denn nun los und warum sollte ich euch nicht mal teilhaben lassen am kleinen Wahnsinn, der sich auch in die schönste Klarheit (ommm) einschleichen kann? Vielleicht zum Nacherleben? Selber mal machen? Oder nur lesen? Wie auch immer, hier meine Top 5 für alle, die mal eine so richtig stressige Woche haben wollen, Selbstmitleid inklusive:
- Halse dir in deinem "Haupt"-Job mehr Arbeit auf! Das ist relativ simpel. Entweder überraschst du die netten Kollegen, in dem du (ohne jede Not versteht sich) anbietest Dinge zu erledigen oder in den hübschen Besprechungen, die wir alle ja mal besuchen dürfen, Sätze sagst wie: "Soll ich das bis zum nächsten Mal einfach ausarbeiten?" (oder so). Erfahrenere Stresserprobte dürfen noch ein Schüppchen drauf legen und ein Projekt, was schon länger auf dem Abstellgleis ist, endlich anfangen. Oder den Schrank endlich mal aufräumen. Oder das Laufwerk. Also eine weitere Arbeit (ohne Not versteht sich) beginnen, die man unmöglich wieder stoppen kann (Selbstwertalarm), da man weiß, dass man sie sonst nie wieder beginnen würde.
- Halse dir auch in deinen anderen Tätigkeitsfeldern (Haushalt, Kindererziehung, Sport, Basteln, Klöppeln, Makramee) mehr Arbeit auf! Hier wird es anspruchsvoller. Frau (oder Mann) kann ja nicht mehr als z.B. basteln. Wichtig ist, sich in einer solchen Woche hohe Ziele zu setzen. Sowas wie "Diese Woche mache ich morgens und abends Yoga" oder für die weniger Sportambitionierten (oder Yoga-süchtigen) so was wie "Diese Woche bastel ich einfach mal fünf Laternen für die Kinder" anstatt der sonst üblichen ein bis zwei (unsere werden zum Glück im Kindergarten ohne mütterliche Hilfe gebastelt). Das Ziel gehört kommuniziert, aufgeschrieben, weitergetratscht! So entsteht hier ein schöner, wenig subtiler Freizeitstress, den man sich selber ausgesucht hat (und darum ja schlecht klagen kann). Besonders schön und perfide übrigens, wenn man sich diesen Stress mit der Lieblingsbeschäftigung (hier Yoga) macht, die eigentlich Garant ist für das entspannte Selbst. Ich habe gelernt: Wenn ich nur genug will, kann ich es schaffen, dass selbst Meditation mich nicht entspannt. Ich meine, hier bin ich auf jeden Fall im fortgeschrittenen Level, oder?
- Priorisiere nicht! Wichtig bei all dem ist, dass man auf keinen Fall anfängt zu überlegen, was gerade wichtig und dringend ist. Auf keinen Fall! Besser ist, man startet morgens im Job, in dem man sich den Schreibtisch richtig voll türmt und dann jeder Aufgabe 1-2 Stunden schenkt. Das garantiert, dass man überall mal reinschaut und dann, wenn man gerade gute Ergebnisse produziert, aufhört, um sich der nächsten Aufgabe zu widmen. Danach kann man noch in ein paar Meetings hetzen! Haha! Das Ergebnis wird nämlich schön verschärft, wenn man sich in jedem Meeting ein wenig verquatscht, um dann mit ca. 10 Minuten Verzug ins nächste zu rennen. Eine, wie ich meine, ausgefuchste und kluge Strategie für ein powervolles Stresserlebnis! Wer hier schon im fortgeschrittenen Level ist (hüstel), der darf im Anschluss in einem Stau stehend auf die Uhr des Autos starren, um auszurechnen, wie schnell man durch die Stadt rasen muss (Stau-Kompensation), um rechtzeitig in der Yogaklasse zu sein. Ich sage: Das wirkt garantiert! (Sollte ich Patente anmelden? hm, muss nachdenken)
- Leide so lange wie möglich im Untergrund! Allerdings wirken 1-3 nur, wenn uns keiner hilft. Und: Achtung! Mitleid schafft womöglich helfende Hände und ist somit strikt zu vermeiden. Deutlich effektiver ist es einfach alle Außenkontakte auf das Nötigste zu beschränken (SMS sind hierfür toll) und dem Gatten Sätze sagen wie "War viel heute, aber geht schon. Wie war dein Tag?". Muss im übrigen gar nicht lange durchgehalten werden...ich falle nach so Tagen ca. um 21:22 h, na gut, vielleicht auch 22:22 h ins Bett.
- Sorge (dann, wenn dir die Kräfte auszugehen scheinen) dafür, dass die nächste Woche noch hoffnungsloser aussieht! Hier kommt der Klimax der Gefühlswelle, die wir produziert haben. Mir reichen für diesen Punkt ein paar ganz einfache Dinge:
- Der Kalenderausdruck der nächsten Woche! Geheimtipp hierfür: Hier sollten keine leeren Zeilen zu sehen sein! Das gelingt gut, in dem man niemandem etwas abschlägt und auch bestehende Termine nicht absagt. (Steigerung: Doppel-Belegung einzelner Terminfenster!)
- Wichtigkeit der kommenden Woche! Die Stimmung am Freitag steigt noch weiter, wenn man sich kurz vor Feierabend vor Augen führt, dass in der nächsten Woche einige wichtige Abgabetermine sind. Am besten besondere Ergebnisse der eigenen Arbeit, die danach sehr viele Leute sehen / einschätzen / nutzen wollen! (Achtung! Wirkt nur, wenn man noch länger 4 Wochen im Unternehmen arbeitet!)
- Freizeitstress muss adäquat mit wachsen! Die Freizeit darf natürlich nicht zurückstecken und sollte (privater Kalender!) ebenfalls schön überfrachtet sein. Gut ist, wenn jetzt schon klar ist, dass auch hier wohl nicht alles möglich sein wird. Doppelbelegungen sind auch hier in Erwägung zu ziehen für Level 2 Kandidaten!
So. Das müsste klappen. Hat bei mir jedenfalls. Also alles klar, oder?
Ich hoffe, ihr seid nun nicht irritiert. Wir können ja hier nicht immer nur über Atemübungen (versprochen, ein anderes Mal) oder "Sei im Hier und Jetzt" sprechen - äh - schreiben. Manchmal muss es auch um den guten alten Stress gehen. Aber das soll für heute reichen, denn ich weiß auf jeden Fall: Ich habe in der letzten Woche einiges schön verrückt gemacht, besonders mich selber. Zum Glück ist heute Freitag, zwei Tage mit wenig Terminen liegen vor mir und ich bin wild entschlossen in der nächsten Woche wieder
- Weniger denken! - Dankbarer sein! - Öfters nein sagen! - ....und alles zu tun, was ich mir sonst so immer vornehme. Außer zwei Mal am Tag Yoga zu machen. Oder ich fahre in Urlaub? Das wäre schön, leider dauert das jedoch noch. Wobei, diese Liege da oben? Ich höre sie ja rufen. Aber vielleicht muss ich auch einfach nur ins Bett. Schnarch. Bis baldLabels: Entspannter Alltag, Über mich